Schottland :Unser Reisebericht


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Toller Urlaub auf dem schottischen Leuchturm in Lossiemouth

Anreise: Flug oder Fähre

Geplanter Flug und die Aschewolke


Wir hatten bereits im Mai 2009 unseren Leuchtturm in Lossiemouth bei Elgin angemietet und später über Britsh Airways die Flüge gebucht (Frankfurt-London, London-Aberdeen, und so auch am 1. Mai zurück; Gesamtkosten: 483,50 Euro für zwei Personen). Bei der Firma HERTZ hatten wir einen Opel Astra gemietet (Kosten: 383,63 Euro für zwei Wochen, dazu die sinnvolle und notwendige Supercoverversicherung für 190,84 €). Es sollte am Samstag, dem 17. April 2010, losgehen. Dann kam die Island-Aschewolke. Am Freitagmorgen, 16.04.2010, wurde gemeldet, dass der Flugbetrieb auf dem Frankfurter Flughafen eingestellt wurde. Man müsse mit einer weiteren Sperrung von mindestens 24 Stunden rechnen, außerdem würden die Vulkanaktivitäten eher stärker als nachlassen.

Aus der Luft auf das Wasser


Nachdem wir am Freitag um 09:00 Uhr unser nachts aufgetretenes Loch (...Loch Ness...?) im heimischen Wasserbett geflickt hatten, planten wir spontan um. Unter den 0180-er Servicenummern war niemand zu erreichen, also Faxe machen: an das Reisebüro & die Fluggesellschaft. Der Mietwagen wurde via Internet storniert. Die Fähre Zeebrügge/Belgien nach Rosyth (bei Edinburgh) gebucht. Koffer gepackt, Blumen gegossen, noch schnell eine Vollkaskoversicherung für unser neues Auto abgeschlossen. Und ab!

Wer sagt, man braucht von Darmstadt nach Zeebrügge viereinhalb Stunden, lügt. Mit einer ca. 20 minütigen Pause brauchten wir ziemlich genau sieben Stunden und kamen wirklich in letzter Minute (eine Stunde nach dem Schalterschluss) an der Fähre an, und wir sind ganz schön "am Limit gefahren". Die Fährgesellschaft hatte sogar bei uns zu Hause angerufen. Sehr aufmerksam. Zur Belohnung durften wir unterdecks zwischen Lastwagen und Stückgut das Fahrzeug abstellen und waren in Schottland die aller Ersten, die vom Schiff fahren konnten.

Das Aschewolkendrama war das Beste, was uns passieren konnte. Die Schiffsreise mit der Norfolkline Shipping-Gesellschaft kostete 587,00 Euro für Hin- und Rückfahrt. Das Schiff legte pünktlich um 18:00 Uhr in Zeebrügge ab und kam am nächsten Tag (samstags) um 13:00 Uhr (britische Zeit) in Rosyth an. Die Rückfahrt am 1. Mai 2010 verzögerte sich um 1 ¼ Stunden wegen der Beladung von dreißig Vierzigtonnern. Die Fähre fährt von Belgien an Montagen, mittwochs und freitags, von Schottland nach Süden an Dienstagen, donnerstags und samstags.

In dem Preis war die Schlafgelegenheit in einer sauberen Vierbettinnenkabine pro Fahrt enthalten. Das Dreigang-Abendmenu um die 18 Pfund haben wir „geschwänzt“, das umfangreiche Frühstücksbüffet für 9,90 Pfund machte satt und war sein Preis wert, kulinarisch jedoch nicht gerade ein Höhepunkt. In der Bar gab es günstige Kaffeevariationen, alkoholfreie Getränke und verschiedene Biersorten (Dose Guinness-Bier, 0,5 Liter: 1,60 Pfund), außerdem kleine Speisen, zum Beispiel: Würstchen in Blätterteig. Lecker!

Die schottischen Straßen und die Fahrt zum Leuchturm


Die Stecke vom Flughafen Aberdeen zum Leuchtturm ist ca. 110 km lang, dafür braucht man auf den schottischen Straße gut zwei Stunden. Für die 270 km dem Auto von Rosyth bei Edinburgh nach Lossiemouth quer durch Schottland benötigten wir mit zwei kleinen Pausen vier Stunden. Wir hatten der Familie "Schlüsselhalter" mit einer Postkarte unsere Ankunft um 18:00 Uhr avisiert: Punkt 6 standen wir tatsächlich vor der Tür des "Ungläubigen" (...wie sind Sie hierher gekommen, mit Ihnen hatten wir nicht gerechnet...). Grundsätzlich sind die schottischen Straßen besser als die irischen. Innerorts gilt als Höchstgeschwindigkeit 30 Miles per hour (MPH), also 48 km/h, außerorts 60 MPH (96 km/h) und auf den seltenen vierspurigen Straßen 70 MPH (112 km/h). Diese Geschwindigkeiten werden eigentlich von allen Verkehrsteilnehmern eingehalten, daher gibt es deutlich weniger Verkehrszeichen als in Deutschland, es wird auch selten überholt. Ampelanlagen findet man nur selten, selbst der überregionale Verkehr und die vierspurigen Abschnitte werden mit Verkehrskreiseln geregelt. Die großen Überlandstraßen (von Edinburgh nach Inverness oder Aberdeen nach Inverness, und weiter in den Norden nach Thurso) entsprechen im Ausbau unseren zweispurigen Bundesstraßen, im Abstand von etlichen Kilometern bieten sehr kurze dreispurige Strecken eine Überholmöglichkeit für langsame Fahrzeuge und Lastwagen. In den Highlands gab es einige „Single-Track-Roads“ mit regelmäßigen Passierstellen. Da diese Straße kaum genutzt werden (manchmal konnte man 25-30 km fahren, ohne ein zweites Auto zu sehen), macht das Fahren auf diesen engen Fahrbahnen richtig Spaß.

Radarkontrollen in Form von „Starenkästen“ haben wir gleich mehrere hintereinander in Aberdeen gesehen und einen in Edinburgh. Sie sind gut dreimal größer als die deutschen, die Rückseiten waren auffällig in blaugelbem Polizeikaro beklebt. Es wird auch von hinten geblitzt! Der mobile Radarbus im Council Moray war ebenfalls schon weit entfernt zu erkennen, alleine wegen der Polizeilackierung, schließlich auch wegen der sichtbaren Kamera und den extra aufgestellten Warnschildern.

Der Linksverkehr mit einem links gelenkten Auto war sehr gut zu meistern, zu meistern, die Beifahrerin war wichtig, um den Gegenverkehr beim Überholen von Traktoren oder Vorbeifahren an stehenden Lastern zu überwachen. Das Tankstellennetz ist gut ausgebaut, wir hatten es nach verschiedenen Berichten schlimmer erwartet. In allen größeren Gemeinden (ab 2000 Einwohnern) fanden wir zum Teil sogar mehrere Tankgelegenheiten. Die uns geläufigen Marken, wie Esso, liegen preislich im Rahmen der „Freien“ bzw. uns nicht bekannten Marken. Der Liter Superbenzin kostete im April 2010 konstant fast überall 1,20 Pfund/Liter.

Die Unterkunft: Der Leuchtturm von Lossiemouth

Der Turm


Das Covesea Lighthouse von Lossiemouth ist 36 Meter hoch, der Leuchtturm wurde im Jahre 1844 von Alan Stevenson errichtet. Es handelt sich um einen von vier Leuchttürmen mit insgesamt neun Wohnungen in Schottland, der über den National Trust for Scotland (ntsholidays.com) vermietet werden. Man wohnt natürlich nicht in dem runden Turm, sondern in sehr geräumigen Wohnungen ebenerdig am Fuße. Wir hatten die linke Wohnung, die für sechs Personen ausgelegt war. Es gab

  • drei Schlafzimmer (ein Zimmer davon mit Etagenbett),

  • ein schönes Wohnzimmer mit TV & DVD-Player,

  • ein Esszimmer mit großem stabilen Esstisch, sowie Radio/CD-Standgerät,

  • Küche mit Geschirrspüler, Waschmaschine, großer Kühlgefrierkombination,

  • Badzimmer mit Dusche (Durchlauferhitzer) und Badewanne,

  • Speisekammer, Besenkammer und Kofferversteck.


Die Möbel waren aus hochwertigem Vollholz, das Geschirr auf sechs Personen abgezählt, Gläser gab es in großem Mengen in verschiedenen Größen; in der Wohnung waren in allen Räumen Elektroheizöfen. Wir bezahlten pro Woche 400 Pfund, darin war komplett alles enthalten (also auch Strom, Wasser, Endreinigung, Bettwäsche und viele Handtücher). Auf dem befriedeten Grundstück gab es genug Pkw-Abstellplatz. Die zweite Wohnung war deutlich kleiner: zwei Schlafzimmer, Wohn-/Esszimmer und Küche.Noch ein Hinweis: In England und Irland sind alle Steckdosen und alle Anschlüsse von Elektrogeräten mit zusätzlichen Schaltern abgesichert. Wenn der Geschirrspüler oder Herd nicht geht: nicht verzweifeln, sondern Schalter suchen. Dieser versteckt sich auch gerne in einem Schrank oder neben der Zimmerabschlusstür.

Lage des Turm & Lossiemouth


Der Leuchtturm liegt (natürlich) am Meer und steht auf einem Felsvorsprung, der zwei jeweils gut drei km lange goldene Sandstrände von einander trennt. Rechts neben dem Turm (Blick zum Meer) ist zunächst ein Campingplatz, daran schließt eine Golfanlage (ein Runde: 20 Pfund) bis zum Ort Lossiemouth an. Vom Turm kommt man durch ein kleines Türchen über einen kleinen Abhang zum Strand, der bei Ebbe bis zu 300 Meter breit ist. In Richtung Lossiemouth (Fußweg ca. 40 Minuten) gibt es abends einige Spaziergänger (meist mit Hunden) und Jogger. An Wochenenden treffen sich etliche Jugendliche in den Höhlen unter dem Leuchtturm. Die Zufahrt zum Leuchtturm von der Straße nach Hopeman liegt gleich nach der Fahrbahn vor der Einfahrt des Campingplatzes über ein landwirtschaftliches Anwesen und ist nicht ausgeschildert.

Hinter dem Leuchtturm befindet sich der größte britische RAF-Stützpunkt von Kampfflugzeugen mit vier Schwadronen Tornado-Flugzeugen und einem Rettungshubschrauber. An vier Tagen herrschte Trainingsbetrieb von morgens 08:00 Uhr bis nachts um 23:00 Uhr. Beim Start (… dem häufigen Durchstarten …) dröhnt eine Tornado-Maschine mit 140 Dezibel, das Ganze mal zwölf und dann zwei oder drei Runden um den Flugplatz und den Leuchtturm. Insgesamt waren allerdings die Starts und Landungen eher imposant als störend.

Auf dem Stützpunkt arbeiten 2500 Menschen, Lossiemouth hat wohl 5500 Einwohner. Entsprechend ist die Infrastruktur mit kleineren und größeren Geschäften, einem COOP-Supermarkt, Bankfilialen mit Geldautomaten, und zahlreichen kleineren und größeren Gaststätten. Es gibt etliche indisch/pakistanische und chinesische Schnellimbisse, aber auch bessere Restaurants.

Wir können das Lokal 1629 empfehlen, in dem man nach britische Sitte zunächst in einem Vorraum Platz nimmt und das Menu wählt, um schließlich zum Tisch geleitet zu werden. Die köstlichen Steak und herrlichen Fischspeisen mit sehr vielen Beilagen gab es jeweils um 20 Pfund, z.B. Salmone 1629 für 18,25 Pfund und das Bistecca 1629 für 21,50 Pfund. Dazu Espresso 2,10 Pfund, kleines Mineralwasser 1,70 Pfund. Günstiger, aber ebenso lecker, ist es im Erdgeschoss unter dem 1629 in dem Lokal La Caverna, hier ist allerdings die Damentoilette sehr unhygienisch. Hier kostete das Minute Steak 10,75 Pfund, Spaghetti Vegetariana 7,50 Pfund, Pizza Hot n spicy 7,60 Pfund und die Spaghetti Napoli gab es für 6,70 Pfund. Im Skerry Brae bestellt man Essen und Getränke an der Theke, wenigstens das Essen wird am Tisch serviert.

Einkaufen und Geld


In Schottland drucken drei Banken ihr eigenes schottisches Pfund, das man in England nicht gerne annimmt. Da schon auf der Fähre alles mit Pfund bezahlt wird, ist ein Umtausch einer kleines Summe in Deutschland zu empfehlen. So kam es vor, dass wir fünf verschiedene 5-Pfund-Noten einstecken hatten.Geldautomaten gibt es überall, jedenfalls an den Banken (immer außen, nicht in den Schalterhallen). Wir hatten im April 2010 einen Kurs von 1 Pfund zu 1,16 Euro, inclusive aller Bankgebühren, egal ob wir mit Kreditkarte zahlen oder Geld am Automaten geholt hatten. Die MASTERCARD wurde (fast) überall akzeptiert, also beim Essen, Tanken, Einkaufen.

In den schottischen Oberzentren, wie Elgin und Inverness, gibt es Großmärkte wie TESCO, die 24 Stunden täglich an sieben Tagen der Woche geöffnet haben. In Elgin gab auch ALDI und LIDL, in denen das Einkaufen auch viel Spaß machte.

Wir hatten insgesamt den Eindruck, dass alles, was in Deutschland ein Euro kostet, in Schottland ein Pfund kostet. Bei dem Kurs von 1:1,16 ist also alles um 15-20 % teurer. Manche Sachen sind natürlich günstiger, manche teurer: bei Elektronik & Software kann man jedenfalls Schnäppchen machen.

Kommunikation


Im Leuchtturm gab es einen Münzfernsprecher, auf dessen Nummer man von Deutschland aus anrufen konnte. Ich war wohl zu dumm, selbst mit Münzen zu rufen. Dafür hatte man mit dem Mobiltelefon in der Wohnung, wie in ganz Schottland, gutem Empfang. Am Fernseher im Lighthouse konnte man nur vier schottische Sender empfangen. Alleine wegen des Wetterberichts erwarb ich einen USB-Internet-Stick bei TESCO von T-Mobile für 19,95 Pfund. Das war zwei um zwei Pfund teurer, als zwei andere Anbieter, dafür konnte man nach der ersten Aufbuchung von zwei Pfund einen Monat lang ohne zeitliche und mengenmäßige Begrenzung surfen. In der Wohnung hatten wir zur Meerseite schlechten, auf der Landseite aber vollen HSDPA-Empfang, und wir konnte deutsches TV und Radio empfangen.

Ausflüge & Sehenswürdigkeiten

Vorab
  • Ich habe diesen Artikel eigentlich nur verfasst, um die Fragen zu beantworten, die ich mir vor der Reise gestellt hatte und ich bei den Internetrecherchen nicht finden konnten. Deshalb verzichte ich auf umfangreiche Orts- und Tourenbeschreibungen von Elgin, Inverness, Loch Ness, Eilean Donan Castle, Braemar und Schloss Balmoral. In Ciao und anderen Internetquellen sind diese Highlights eingehend beschrieben. Es handelt sich natürlich die Pflichtorte, die man im Schottlandurlaub einfach aufsuchen muss. Man sollte wegen der vielen, auch nicht genannten, Sehenswürdigkeiten, die auf und neben dem Wege liegen, die Tagestouren vorab gut planen.

  • Neben An- und Rückreise (gut 1600 km) haben wir in zwei Wochen 2400 Kilometer Schottland erfahren. Die Eintrittspreise von Ruinen, Schlössern, Destillerien und anderen Sehenswürdigkeiten liegen zwischen vier und acht Pfund pro Person. Wir kauften den Explorer Pass der Gesellschaft Historic Scotland für 22 Pfund pro Person. Im nördlichen Festland rund um Elgin gibt es allerdings nur elf Objekte, für die der Eintritt mit dem Pass frei ist, darunter sehr sehenswert: Duff House bei Banff, Fort George, das Leuchtturm-Museum in Fraserburgh, Dallas Dhu Distillery und natürlich Elgin Cathedral. Richtig bezahlt machte sich der Pass erst mit der Besichtigung der Kronjuwelen auf Edinburgh Castle (hätte 13 Pfund Eintritt/Person gekostet).

  • Übrigens hatten wir in den zwei Wochen nur einen Regentag (00:00-24:00 Uhr), einen regnerischen Vormittag und einmal Regen mittags ab 15:00 Uhr. Sonst sonniges Wetter, manchmal bewölkt. In der ersten Woche (17.-24. April 2010) lagen die Tageshöchsttemperaturen um die 8 Grad Celsius.

Essen und Trinken unterwegs – Toiletten


Ich halte es wichtig zu erwähnen, dass es eine große Menge an Visitor Center gab. An allen wichtigen Sehenswürdigkeiten gibt es Restaurationen mit kleinen Souvenirläden und vor allem stets sauberen Toiletten (besonders schön an Eilean Donan Castle, auch: Duff House; hervorragende und günstige Hamburger gibt es in der Soldatenkantine in Fort George). Ergänzt werden diese öffentlichen Stellen mit einer Reihe von privaten Objekten, beispielsweise:

  • Firma Baxter in Fochabers: Herstellung & Werksverkauf von Lebensmitteln, Saucen, Senf; gute SB-Gastronomie (Pancake mit Brombeergelee & Eiscreme: 3,95 Pfund, Steak mit Pommes: 7,95 Pfund, große Cola 3,50 Pfund, Capucchino: 1,95 Pfund, Latte Macchiato: 1,70 Pfund),

  • Firma Johnstons in Elgin Verarbeitung und Weberei für Kaschmirwolle – Verkauf von hochwertigen Kleidungsstücken und Haushaltsartikeln; gute Frühstücks- und Snackgastronomie,

  • Brodie Countryfare zwischen Forres und Nairn, neben dem gut besuchten Lokal kann man dort eine Vielfalt von Spezialitäten erwerben.


Ich hatte nach einigen Berichten damit gerechnet, dass wir in vielen Gaststätten das heißgeliebte Guinness- Bier bekommen könnten, tatsächlich ist es in Schottland eine Ausnahme und bestens falls in Dosen zu erhalten (La Caverna in Lossiemouth kostete das Pint 2,60 Pfund), sehr gut hat uns das dunkele John Smith-Bier geschmeckt, das in verschiedenen Lokalen 2,90 Pfund/Pint kostete.

Aberdeen


Aberdeen muss nicht unbedingt sein, die Fahrt von Elgin lohnte sich nur wegen dem Abstecher zu Dunnottar Castle. Und das Schloss ist ein Muss! Aberdeen ist schon immer eine Industriestadt gewesen und seit der Erdölboom der 1970-er Jahre macht die Stadt um Haupthafen für die britische Nordseeölförderung. Entsprechend ist der Bevölkerungsanteile von Menschen mit Migartionshintergrund, die das geschäftige Treiben in der Stadt angenehm bunt untermalen. Leider haben wir
Old Aberdeen nicht gefunden und unseren Besuch auf die Union Street und ihren Seitenstraßen mit den vielen großen Kaufhäusern und kleinen Geschäften konzentriert. Nach einem ausgedehnten Einkaufsbummel lohnt sich der Besuch der Gaststätte SOUL, 333 Union Street. Das Lokal ist in einer ehemaligen Kirche installiert. Die brutzelnd angerichtete Chicken Fajitas für 10,95 Pfund und der Soul Burger für 9,95 Pfund gaben uns die notwendige Kraft, die Stadt weiter zu erkunden.

Nordostküste zwischen Elgin und Pennan


An der Küstenlinie zwischen Lossiemouth und Pennan stellt sich jedes Ort in interessanter Weise anders dar. Lossiemouth ist von den Golden Sands umschlossen, langen und breiten gelben Sandstränden. In Buckie gibt es einen kleinen Fischerhafen mit einer Werft und einem Seenotrettungsboot. Wesentlich eindrucksvoller ist das Ort Portknockie. Ein atemberaubender Natureindruck ist der Fiddle Bow Rock, also der Geigenbogen Felsen. Es handelt sich um eine durchbrochene, Wellen umspülte Felsvormation; gleich dahinter steht ein mit Möwenkot bedeckter Felsen, der in der Sonne wie ein Eisberg schimmert. Vom Ort her hat meinen einen herrlichen Ausblick auf den kleinen Hafen, in dem ein Schwimmbad abgegrenzt wurde. Vielleicht hat man Glück, auf den rund 85 Jahren alten Anwohner zu treffen, der umfassend in schwer verständlichem Dialekt die Geschichte des Ortes, des Schiffbaus und der Fischerei zu erzählen. Sehr freimütig erzählt er von seinen Kriegserlebnissen und dem Zusammentreffen mit deutschen Soldaten in Italien („_there's always a great affinity between germans and scots_“). Sehr schön sind auch die langen putzigen Straßenzüge, in denen ein Haus dem anderen gleicht. Weiter an der Küste kommt man nach Crovie, hier klebt eine Häuserreihe eng zwischen der Steilküste und dem tosenden Meer. Oberhalb des Orts gibt es einen kleinen Aussichtspunkt mit einem phantastischen Ausblick auf das Ort, den man mit einem Glas Rotwein und Keksen stundenlang genießen kann. In Schottland liegt die Promillegrenze bei 0,8, man kann sich also durchaus ein Gläschen gönnen. Außerdem haben wir nicht eine Polizeikontrolle gesehen. Nur 6,5 km weiter nach Osten liegt Pennan, wie Crovie tief in den Felsen direkt am Meer. Hier peitschen die Wellen gegen die Kaimauer und die Gischt spritzte auf uns. Pennan war der Drehort des Burt Lancaster-Klassikers Local Hero, heute mit einer echten schottischen Telefonzelle (im Film handelte es sich um eine Attrappe). Mit Mühe fanden wir in der Häuserreihe wieder die Straße, die uns auf die Küstenstraße zurück brachte.

In den hohen Norden nach Thurso


Wir genießen das Wohnen in großen Ferienwohnungen, der einzige Nachteil sind oft größere Autofahren, um das jeweilige Land zu erkunden. Üblicherweise fahren wir täglich nicht mehr als 250 km. So war unser Trip mit 530 km nach Thruso und zurück eine Monstertour. Es wir haben es nicht bereut. Die Strecke nach Inverness war uns gut vertraut, nach Norden passiert man den Cromarty Firth auf einer imposanten Plattenbalkenbrücke und hat dann einen guten Blick auf Erdölbohrtürme, die dort im Firth instandgesetzt bzw. gebaut werden. Es folgt Dunrobin Castle, dessen prächtige Innenausstattung im Rahmen eines Rundgangs besichtigt kann. Der Garten ist ganzjährig für die Öffentlichkeit zugänglich, das Schloss lediglich in der Zeit von April bis Oktober. In den Gartenanlagen befindet sich zudem ein Museum mit Trophäen von Großwildjagden und eine Falknerei. Der Blick von der Küstenstraße wird zwischen Brora nach Berriedale von km zu km schöner: Auf den saftigen Wiesen vor dem Blau des Meeres und des Himmels weiden große Schafsherden. Für eine Pinkelpause und einen Kaffee empfiehlt sich das Hemsdale Craft Center mit Museum. Ungefähr 13 km vor Wick passiert man Whaligoe. Dort findet man keine Hinweistafel auf die Whaligoe Steps. Es handelt sich um einen Walfängerhafen in ca. 90 m hohen Steilkippen. Ein netter Anwohner, der sich mit seinem Kousin um die Anlage kümmert, erläuterte auf einem uralten Foto, wie die Walfänger die 365 Stufen in den Felsen getrieben hatten, um die gefangenen Wale und Fische anzulanden und dort auf einer ca. 200 qm großen Fläche zu verarbeiten. Da es sich um eine offizielle Sehenswürdigkeit handelt und man auf eigene Gefahr zum Meer hinab steigt, ist das Ort nicht ausgeschildert. Es war einer der eindrucksvollsten Orte in Schottland. Old Wick Castle bei der Stadt Wick liegt ebenfalls sehr eindrucksvoll über den steilen Klippen zur Nordsee, in deren Einschnitte das Meer wild tosend an die Felsen schlägt. Das Castle besteht aus drei alten Mauern und ist keine besondere Attraktion. Aber der Sitz auf großen flachen Felsplatten bei einem Glas Rotwein und schottischen Schokokeksen ist sensationell. Und dann schließlich John o' Groats mit der Landspitze Duncansby Head, die wegen ihrer spektakulären Felsnadeln, den Duncansby Stacks, und als Nistplatz vieler seltener Seevögel, darunter die Papageientauchern, berühmt ist. Wahrscheinlich der stürmischste Ort Europas, zumindest konnten wir kaum die Autotüren öffnen. Es war aber ein tolles Gefühl, hier (wieder einmal) am Ende der Welt zu stehen. Alleine – nur ein Leuchtturm, Klippen und das Meer. Jetzt wussten wir, wofür sich der weite Weg gelohnt hat. John o' Groats selbst ist eher ein gottverlassener Ort, der nicht gerade zum Verweilen einlädt. Dann schon lieber den Abstecher nach Thurso wagen und dort zumindest die Ruinen des Thurso Castle und der Old St Peter's Church besuchen. Man achte an den Straßen in der Nähe von Thurso auf die großen quadratischen Granitplatten, die zum Einzäunen der Felder und Weiden genutzt werden. Die Rückfahrt wählten wir über die Highlands und erlebten wieder sehr ruhige Straßen und nur einen roten Laster, der uns mit 96 km/h an der Stoßstange hing. Für einen frühen Abendsnack und wegen einer Toilette besuchten wir in Brora einen paktistanischen Schnellimbiss und erlebten die schlechtesten Burger unseres Lebens für 3,95 Pfund inclusive Pommes, dafür das das fade Cola mit 1 Pfund/Glas noch günstig. In dem Gastraum musste man sich ständig bewegen, sonst hätte man sich am Teppichfußboden festgeklebt.







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16.04.2010 – 01.05.2010


 

Zuletzt geändert: 24.03.2013, 11:33:30